FrauenORT Mathilde Vaerting in Messingen

 

Das Emsland war in der Karte der niedersächsischen frauenORTE bis vor Kurzem ein weißer Fleck. Dies hat sich am Freitag, 01.03.2019, geändert. An diesem Tag wurde im Rahmen einer Auftaktveranstaltung offiziell der frauenORT Mathilde Vaerting in Messingen vom Landesfrauenrat Niedersachsen ernannt.'

Mathilde Vaerting war die erste Professorin für Pädagogik und wurde 1884 in Messingen geboren. Die Wissenschaftlerin beschäftigte sich mit der Geschlechtertrennung. Als Lehrerin erkannte sie, dass die Begabung an kein Geschlecht gebunden ist, sondern vom einzelnen abhängt. „Deshalb hat man allen Kindern gleiche Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer Individualität zu geben ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht.“

Sie erkannte zudem, dass Mädchen grundsätzlich bessere Leistungen in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften, Technik erreichen, wenn Lehrpersonen diese von ihnen erwarten und somit schlechtere, wenn sie es ihnen nicht zutrauen. Eine interessante und kluge Frau, ein weiterhin aktuelles Thema und eine tolle Initiative des Messinger Heimatvereins, der Landfrauen Messingen, der Gemeinde Messingen sowie der Gleichstellungsbeauftragten der Samtgemeinde Freren.

 

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Weitere Informationen unter: frauenorte-niedersachsen

 

Impressionen der Verleihung: 

 

 


 Alle Fotos: Samtgemeinde Freren

 

 

Messingen ist als erste emsländische Gemeinde „Frauenort" und trägt damit die Leistungen der gebürtigen Messingerin Mathilde Vaerting nach außen. Foto: Anne Bremenkamp

 

 


 

In Erinnerung an Mathilde Vaerting
Messingen ist erster „Frauenort“ im Emsland

Bericht Lingener Tagespost vom 06.03.2019
Von Anne Bremenkamp

 

 

Messingen ist als erste emsländische Gemeinde „Frauenort" und trägt damit die Leistungen der gebürtigen Messingerin Mathilde Vaerting nach außen. Foto: Anne Bremenkamp

 

Messingen. Messingen ist als erste emsländische Gemeinde und als 39. landesweit in das Netzwerk der „Frauenorte Niedersachsen“ aufgenommen. Die Initiative des niedersächsischen Landesfrauenrates lässt Leben und Wirken bedeutender Frauenpersönlichkeiten lebendig werden: In Messingen ist das von Mathilde Vaerting.

Mathilde Vaerting wurde 1884 als fünftes von zehn Kindern in Messingen geboren. Sie studierte ebenso wie vier ihrer Schwestern und promovierte ebenso wie zwei ihrer Schwestern. Ihre Fächer: Mathematik, Physik, Chemie und Philosophie. 1923 wurde sie die bundesweit erste Professorin für Pädagogik und lehrte an der Universität Jena.

Dem Festvortrag „Aller Männerkultur zum Trotz – Frauen in der Wissenschaft“ von der Historikerin Prof. Dr. Renate Tobies vor 110 Gästen im Gasthof Thünemann zufolge war Vaerting eine außergewöhnliche Wegbereiterin der kritischen Geschlechterforschung und Vorkämpferin für die Rechte der Frauen in der Wissenschaft. Ihrer Zeit weit voraus erkannte sie das Lernen im Kontext sozialer Erwartungen und war der Überzeugung:

 

"Die Eigenart der Begabung ist an kein Geschlecht gebunden. Erst die Herrschaft beider Geschlechter, die Gleichberechtigung, wird uns mit der Ungerechtigkeit zugleich von der Unfreiheit erlösen."

 

Die Idee zur Bewerbung Messingens zum „Frauenort“ hatte die frühere Kreislandfrauenvorsitzende Anni Barkmann an den Heimatverein Messingen herangetragen und war auf offene Ohren gestoßen. Unterstützt von der Wisniewsky-Stiftung und der Dr.-Bernard-Krone-Stiftung hat der Heimatverein in Kooperation mit der Gemeinde und den Landfrauen Messingen, der Gleichstellungsbeauftragten der Samtgemeinde Freren sowie dem Touristikverein FLS aus der Idee eine Marke auf den Weg gebracht.


Erst der Auftakt

„Das ist erst der Auftakt“, stellten die Heimatvereinsvorsitzenden Silvia Langenhorst und Ursula Kottebernds neben der frei zugänglichen Sonderausstellung am Heimathof verschiedene weitere Aktionen zum „Frauenort Mathilde Vaerting“ in Aussicht. Der neue Dorftitel hat laut Bürgermeister Ansgar Mey bereits einen Medienrummel inklusive eines Film-Drehs des NDR ausgelöst. „Messingen ist stolz darauf, ein ,FrauenORT' zu sein. Auch in der Gegenwart wirken hier viele starke und engagierte Frauen“, betonte Mey. Wie die Sängerinnen Frederike Keuters und Katharina Lorenz während der „Tauffeier“ eindrucksvoll bewiesen, verfügt Messingen zudem auch über starke Frauenstimmen.

 

„Niedersachsen hat viel zu bieten, auch eine reiche Frauengeschichte“, verwies Uta Maritta Biermann vom niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung auf viele Beispiele von Frauen, die sich und ihre Ziele von gesellschaftlichen Zwängen nicht einschränken ließen und die Geschichte auf politischer, kultureller, sozialer oder wissenschaftlicher Ebene entscheidend mitgeprägt haben – „wenn auch vielleicht nicht immer so lautstark wie die Männer“.