Ein Leben fürs Ehrenamt
Mechthild Kümling aus Messingen ist mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden
Mechthild Kümling hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. Ihr gratulierten (von links) Klaus Prekel (Bürgermeister Freren), Samtgemeindebürgermeister Godehard Ritz, ihr Mann Josef, Landrat Marc-André Burgdorf und Ansgar Mey (Bürgermeister Messingen) © Rica Lögering
Mechthild Kümling ist Emsländerin. Und das durch und durch. 1961 in Spelle geboren, lebt sie seit 1983 in Messingen. Schon in jungen Jahren hat sie sich in Spelle ehrenamtlich engagiert und auch nach ihrem Umzug ging es mit ihrem uneigennützigen Einsatz für die Allgemeinheit nahtlos weiter.
Mittlerweile ist sie seit mehr als 45 Jahren Ehrenamtlerin. Für diesen Einsatz ist sie nun mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Sie hat schon in der Familie früh Aufgaben und damit Verantwortung übernommen, wurde sie doch die Erstgeborene von sechs Geschwistern. Auch in der Realschule Spelle engagierte sie sich als Klassen- und später als Schulsprecherin. Nach ihrem Schulabschluss blieb sie dem Emsland treu und ließ sich von den Marienschwestern in Meppen zur Hauswirtschaftsleiterin ausbilden.
Schon früh im Ehrenamt: Mit 15 Jahren trat sie in den Jungkolping und damit in die Kolpingsfamilie Spelle ein und übernahm später Aufgaben im Vorstand. „Wie so viele habe ich dort erste Erfahrungen im politischen Bereich gesammelt. Allerdings noch ohne parteipolitisch gebunden zu sein“, erinnert sie sich an die Anfänge ihres ehrenamtlichen Engagements. Als junge Frau und Mutter engagierte sie sich in Messingen in der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD), baute in ihrem neuen Heimatort Mutter-Kind-Gruppen auf und übernahm leitende Funktionen in der Erwachsenenbildung.
Als Gleichstellungsbeauftragte auf Missstände hinweisen: Die Gleichstellungsarbeit wurde für Mechthild Kümling zu einem wichtigen Anliegen: „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der viele beteiligt sind. Ehrenamtlich tätige Gleichstellungsbeauftragte, früher noch Frauenbeauftragte genannt, weisen dabei auf immer noch vorhandene Missstände hin. Viel ist dabei in den vergangenen Jahrzehnten gesetzlich umgesetzt worden. Oft fehlt es aber an der Reflexion der Frauen“, beschreibt sie ihre Intention für die Arbeit. Sie trat 1996 in den Gemeinderat Messingen ein und war dort über einen Zeitraum von 20 Jahren tätig. Sie organisierte Frauenfeste wie Diskussions- und Informationsveranstaltungen und wird damit emslandweit zu einem der bekanntesten Gesichter der Gleichstellungsarbeit. Diese Arbeit führt sie auch in den Samtgemeinderat Freren: „Als ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte durfte ich an den Ratssitzungen teilnehmen. Dort hatte ich Rederecht, durfte bei Entscheidungen aber nicht abstimmen. Das wollte ich aber.“ Zehn Jahre war sie nach ihrer Wahl Mitglied im Rat der Samtgemeinde Freren. Zudem arbeitet sie in Freren im Vorstand des Förder- und Freundeskreis Altenpflegeheim St. Franziskus Freren e. V.. Mit all diesen Tätigkeiten ist sie in der Region bestens vernetzt. Auf ihre Initiative hin wird Messingen 2018 als erste Gemeinde im Emsland zum Frauenort Mathilde Vaerting – die Messingerin war 1923 zur ersten Professorin an einer deutschen Universität ernannt worden. Kümling engagiert sich in der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauen- und Gleichstellungsbüros Niedersachsen. Hauptberuflich ist sie 23 Jahre bei der Viehzentrale Beesten und später für die Schweinebesamung Weser-Ems ebenfalls in Beesten tätig. 2020 steigt Kümling mit all ihrem Erfahrungsschatz und ihren Kontakten hauptberuflich in die Förderung des Ehrenamts und damit beim Ehrenamtsservice des Landkreises Emsland (Projekt „Hauptamt stärkt Ehrenamt“, kurz Hasea) ein. Ziel von Hasea ist es, begleitet und gefördert durch das Hauptamt, Strukturen aufzubauen, die Ehrenamtliche in ihrer Arbeit unterstützen.
Verdienstorden am Bande: Im Juni 2023 übernimmt sie schließlich in der Samtgemeinde Freren die 15-Stunden-Stelle als Ehrenamtskoordinatorin. Als solche erfährt Kümling Anfang Oktober in einem Brief aus der niedersächsischen Staatskanzlei, dass sie für all dieses Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wird. „Ist das das Bundesverdienstkreuz? Ich konnte das zunächst nicht glauben und musste das erst einmal googeln“, erzählt Kümling von dem Moment, als sie von der Verleihung erfuhr.
Engagement durch Teamarbeit: Inzwischen weiß sie es und kann die Auszeichnung auch annehmen. Wobei sie betont, dass sie ein solches Engagement nur in guten Teams und mit vielen Mitstreiterinnen und Mitstreitern leisten konnte. Der emsländische Landrat Marc-André Burgdorf hat ihr den Orden in einer Feierstunde in der Alten Molkerei in Freren überreicht, mit den Worten: „Wir danken Ihnen heute für Ihre Inspiration, Ihre unermüdliche Arbeit und Ihre Fürsorge. Es fiel dem Landkreis nicht schwer, der Anregung des Frerener Samtgemeindebürgermeisters Godehard Ritz für diese hohe Auszeichnung zu unterstützen.“ 50 Personen konnte sie zu dieser Feierstunde einladen – neben ihrem Mann Josef, beim Sportverein Adler Messingen selbst im geschäftsführenden Vorstand ehrenamtlich aktiv, den beiden Töchtern samt Familie, Geschwistern, Freunden auch viele langjährige Weggefährten.
Text: Carsten van Bevern